Tesla mal 2 in Michendorf?

Eine Giga-Factory, doppelt so groß wie die jetzige Tesla-Giga-Factory, soll auf einer Fläche von 240 ha Landeswald im Süden von Michendorf, westlich vom Bahnhof Seddin, entstehen. Diese Planung hatte die Wirtschaftsförderung der Landesregierung (WFBB) am 05.12.2022 den Gemeindevertreter/innen und vielen interessierten Michendorfer/innen vorgestellt. Die Präsentation ist hier verlinkt.
Projektvorstellung


Das Projektgebiet ist insgesamt 300 ha groß und liegt auf den Gemarkungen der Gemeinden Seddiner See, Schwielowsee und Michendorf. Wegen des enormen Schwerlastverkehrs, der laut Planer zu erwarten ist, reicht die neu ausgebaute Autobahnabfahrt Ferch/Neuseddin nicht aus. Deshalb soll auch noch Beelitz Stadtwald geopfert und eine neue Straßenanbindung zur Autobahnauffahrt Beelitz-Heilstädten gebaut werden.
Kartenausschnitt von Fokusgebiet der geplanten Industrieansiedlung mit einer Größe von 300 ha.
© IPG/SK/Göhmann


Die Planungshoheit der drei Kommunen hinderte bisher die Landesregierung daran, den Landeswald zu vergolden. In den Flächennutzungsplänen ist das Waldgebiet als Wald ausgezeichnet, weil es Landschaftsschutzgebiet (LSG) ist. Zum anderen dient die Waldfläche als Wasserneubildungsgebiet für den Seddiner See und die Lienewitz-Seen. Ein Versuch in den 90igern, das Gebiet als Kiesgrube zu erschließen, ist damals an diesen zentralen Umwelt-Belangen gescheitert. Auch der Entwurf des neuen Regionalplans sah wegen des Landschaftsschutzes nicht vor, die Waldfläche in ein Gewerbegebiet umzuwandeln. Die Trinkwasserzone der Stadt Beelitz grenzt direkt an die Fläche der geplanten Giga-Factory.


Um die vier Kommunen für das Landesprojekt zu gewinnen, ist vorgesehen, dass sie auch zwei Stückchen Gewerbegebiet abbekommen, welches sie gemeinsam vermarkten können, vgl. Folie 21.
Projektgebiet mit den Markierungen für die Interkommunalen Gewerbegebieten
© IPG/SK/Göhmann

Allerdings soll diese Fläche gleichzeitig als Pufferzone für die uns noch unbekannten Immissionen dienen, welche den östlich des Bahnhofes liegenden Wohnort Neuseddin gefährden. Für Ortsteile von Michendorf ist der Wald „grüne Lunge“. Der Verlust des Waldes würde auch für sie die Luftqualität erheblich verschlechtern. Für welches Unternehmen die Landesregierung vorplant, darüber schwiegen sich die Herren der WFBB aus. Angedeutet wurden Branchen wie Pharmaindustrie, Hochtechnologie. Gegenüber den Gemeindevertreter/innen in Neuseddin wurden auch Automobilindustrie und Elektroindustrie genannt. Folie 3 zeigt, dass es von den 28 Anfragen nur 1 Unternehmen gibt, welches eine Fläche von ca. 250 ha haben will.
Balkendiagramm mit Zahlen von Anfragen für Industrieflächen unterschiedlicher Größe. Nur eine Anfrage betrifft eine Fläche größer 250 Hektar.
© WFBB 2022


Genannt werden 3000-5000 Arbeitnehmer, wobei den Planern klar ist, dass die Region momentan vielleicht 400 Fachkräfte bieten kann. Die anderen sollen  aus Berlin, Potsdam und Sachsen-Anhalt kommen. Wir schätzen bis zu 10.000, wie jetzt bei Tsla. Langfristig wird die Hälfte pendeln, die andere wird  Wohnung in der Nähe der Fabrik suchen. Auf diese städtische Entwicklung ist keine der betroffenen Gemeinden vorbereitet, weder in ihrer  Innenentwicklung, noch in ihrer sozialen Infrastruktur.An dem Abend in der GVV Michendorf gab es eine deutliche Ablehnung des Vorhabens. Die Gemeinde plant nicht Industriegemeinde zu werden, sondern strebt eine langsame nachhaltige Entwicklung an. Aus Sicht der Nachhaltigkeit sind Gewerbegebiet auf Kosten von Wald abzulehnen, zumal es genügend versiegelte Flächen im Land gibt (Terminal 5 am BER, Sperenberger Flugplatz  u.a.m.).

Wasserversorgungsplanung für die Region
© LFU 2022


Am 08.12. wurde das Vorhaben im Kreistag vorgestellt. Die Grüne Kreistagsfraktion übte ebenfalls Kritik daran. Sie hatte bereits erreicht, dass der Kreisausschuss das Projekt ablehnt. Weitere öffentliche Vorstellungen sind in der Gemeinde Schwielowsee am 13.12.2022 und in der Stadtverordnetenversammlung in Beelitz am 14.12.2022.
Die Landesregierung, die hier für den Investor agiert, muss sich wie jeder Häuslebauer nach den Vorgaben der kommunalen Planungshoheit richten. Wenn die vier Kommunen „Nein“ sagen, bleibt der Wald erhalten. Doch der Druck von der Landesregierung auf die Kommunen ist enorm. Deswegen wollen auch wir Grüne uns in den Ortsverbände eng dazu abstimmen.



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